Hochwasser in Mitteleuropa – Tote in Rumänien | Weiden24

Trümmer sammeln sich am Fluss Opavice. (Bild: Petr David Josek/AP)
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Trümmer sammeln sich am Fluss Opavice. (Bild: Petr David Josek/AP)

Hochwasser in Mitteleuropa – Tote in Rumänien

In Österreich, Tschechien und Polen laufen die Schutzmaßnahmen vor Überschwemmungen auf Hochtouren. Auch Gebiete in Deutschland stellen sich auf viel Wasser ein.

In Teilen Mitteleuropas sind nach starkem Regen Flüsse über die Ufer getreten – und es drohen weitere Hochwasser. In Tschechien und Polen wurden bereits erste Dörfer evakuiert, in Österreich wurden Gemeinden zum Katastrophengebiet erklärt. Auch für Deutschland warnen Experten vor Überschwemmungen – betroffen sind Gebiete in Süd- und Ostdeutschland.
In Rumänien starben nach Starkregen mindestens vier Menschen in den Fluten. In den betroffenen Ortschaften in dem südosteuropäischen EU-Land erreichten die Wassermassen eine Höhe von bis zu 1,7 Metern, hieß es in Medienberichten.

Im Südwesten Polens mehr Regen als bei Jahrtausendhochwasser 1997

Dauerregen lässt im Südwesten Polens die Flüsse anschwellen. Seit Freitagmorgen ist dort mehr Regen niedergegangen als beim sogenannten Jahrtausendhochwasser 1997. Landesweit sei die Alarmstufe an 47 Pegelmessstationen überschritten worden.
Regierungschef Donald Tusk appellierte am Abend an Bürger, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Bei seinem Treffen mit Vertretern der Rettungskräfte in Nysa habe er gehört, dass es manchmal schwer sei, die Bürger zum Verlassen ihrer Häuser zu bringen. „Aber eine Stunde später oder fünf Stunden später ist eine Evakuierung vielleicht nicht mehr möglich”, sagte Tusk. Die Wettervorhersagen für die kommenden Stunden seien nicht optimistisch, so der Regierungschef weiter. Die Nacht werde eine „dramatische Herausforderung”.
Der Bürgermeister von Jarnoltowek ordnete die Evakuierung von Bewohnern an, deren Häuser unterhalb eines Staubeckens liegen. Dieses drohte überzulaufen. Die Einwohner von zwei benachbarten Dörfern, die an dem Fluss Zloty Potok liegen, wurden ebenfalls aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. „Die Situation hat sich sehr zugespitzt, und das innerhalb weniger Minuten. Wir haben wirklich wenig Zeit”, sagte Bürgermeister Grzegorz Zawislak dem polnischen Nachrichtenportal Onet.
Die schlesische Stadt Oppeln richtet sich auf eine Flutwelle in der Oder ein. Der Wasserstand werde am Sonntagmorgen etwa fünf Meter betragen, teilte die Stadtverwaltung mit. Bis Montag könne er auf maximal sechs Meter steigen. Eine Gefahr für die Bevölkerung durch das Hochwasser bestehe derzeit nicht. Nach Angaben eines Sprechers der Stadt liegt der normale Wasserstand der Oder in Oppeln bei etwa vier Metern.
Auch Polens zweitgrößte Stadt Krakau kämpft nach starken Regenfällen mit Überschwemmungen. An 28 Stellen im Stadtgebiet könnten sich Bürger, die ihre Gebäude selbst schützen wollen, Sandsäcke abholen, schrieb die Stadtverwaltung auf X.

Überflutete Straßen in Tschechien

Wegen drohender Überschwemmungen werden die Evakuierungen in Tschechien ausgeweitet. In Opava an der Grenze zu Polen mussten Tausende Menschen in Sicherheit gebracht werden, wie die Behörden am Samstagabend mitteilten. Betroffen ist unter anderem die größte Plattenbausiedlung der Stadt. Der gleichnamige Fluss Opava, ein Nebenfluss der Oder, trat an manchen Stellen bereits über die Ufer. Befürchtet wurde ein Jahrhunderthochwasser oder sogar eine stärkere Flut als bei der Katastrophe von 1997. Auch in anderen Orten der Region mussten Hunderte Menschen ihre Häuser verlassen.
Mehrere Menschen wurden nach Angaben der Polizei vermisst. Bei Jesenik im Altvatergebirge stürzte ein Auto in einen reißenden Strom. Ein Insasse konnte sich ans Ufer retten, von drei anderen fehlte jede Spur. In Jankovice stürzte ein 54-Jähriger bei Aufräumarbeiten in einen Hochwasser führenden Bach und tauchte nicht wieder auf.
An rund 80 Pegel-Messstationen in Tschechien galt die höchste Hochwasser-Alarmstufe „Gefährdung”. Das bedeutet, dass Gefahr für Leib und Leben besteht oder größere Sachschäden drohen. Besonders betroffen war der Nordosten des Landes. In den Verwaltungsregionen Mährisch-Schlesien und Olomouc (Olmütz) wurde eine Gefahrenlage ausgerufen. Die Armee stellte Hubschrauber für Hilfseinsätze zur Verfügung. In Prag kamen Regierungsmitglieder zu einer weiteren Krisensitzung zusammen.

Gemeinden in Österreich zum Katastrophengebiet erklärt

In den Hochwassergebieten in Österreich spitzt sich die Hochwasserlage bei anhaltendem Regen weiter zu. Das sagte Bundeskanzler Karl Nehammer am Abend dem Sender ORF. 24 Gemeinden wurden wegen Überschwemmungsgefahr zum Katastrophengebiet erklärt. Besonders prekär ist die Lage in der Region Waldviertel in Niederösterreich, nördlich von Wien. Dort führte der Kamp, einem Zufluss der Donau, schon massives Hochwasser - in einer Größenordnung, wie sie im langjährigen Durchschnitt nur alle 100 Jahre vorkommt.
Auch in der Nacht werden weiter Niederschläge erwartet. Der Stausee Ottenstein am Kamp droht überzulaufen. Dort waren seit Montag Wassermassen abgelassen worden, um die Kapazität für das erwartete Regenwasser zu erhöhen. Das Limit dürfte am Sonntag aber erreicht werden, hieß es von den Einsatzkräften. Erst im Laufe des Sonntags rechnen die Meteorologen mit einer leichten Besserung des Wetters.

An Elbe teils erste Alarmstufe überschritten

Auch in einzelnen Regionen in Deutschland herrscht Hochwassergefahr. Am Nachmittag wurde im sächsischen Schöna an der Elbe bereits Alarmstufe 1 (vier Meter) überschritten. Dabei beginnt die Ausuferung der Gewässer und die Lage wird ständig überwacht. In Dresden wird dies aktuellen Vorhersagen zufolge am frühen Sonntagmorgen erwartet. Dort arbeiten Einsatzkräfte am Abend weiter an der zum Teil eingestürzten Carolabrücke.
Der Hochwasserscheitel wird für Donnerstag erwartet, anschließend sollen die Pegelstände wieder zurückgehen. Für Riesa wird mit einem Anstieg im Bereich des Richtwertes der Alarmstufe 3 gerechnet. Auch für Torgau ist dies nicht ausgeschlossen.
Dauerregen östlich von Elbe und Spree lässt zudem die Flüsse im Osten Sachsens anschwellen. Laut Karte des Landeshochwasserzentrums wurde an der Neiße in Zittau mit einem Pegel von 2,48 Metern die Alarmstufe 2 ausgerufen. Die Behörden appellieren an die Anwohnerinnen und Anwohner, Vorsorge zu treffen.

Regenmenge mit der vor dem Hochwasser 2010 an Oder vergleichbar

Auch Brandenburg stellt sich auf mögliche Überschwemmungen ein. Die aktuell prognostizierten Niederschlagshöhen in Tschechien und Polen seien mit denen vor dem Hochwasser im Sommer 2010 an der Oder vergleichbar und könnten zu entsprechend hohen Wasserständen führen, hieß es in einer Mitteilung des Landesumweltministeriums. Damals waren nach tagelangen Regenfällen und heftigen Gewittern im Mai und Anfang Juni 2010 weite Teile des östlichen Mitteleuropas von Hochwasser betroffen.
Für Brandenburg ergebe sich eine potenzielle Hochwassergefahr. „Bleibt es bei den vorhergesagten hohen Niederschlägen, dürfte sich eine Hochwasserwelle am Sonntag zu Montag an der Lausitzer Neiße sowie ab Mitte der nächsten Woche an Oder und Elbe ausbilden”, führte eine Sprecherin des Umweltministeriums aus.

Erste Sperrungen in Passau

Im Süden und Südosten Bayerns füllen zahlreiche Menschen nach stundenlangen Regenfällen Sandsäcke, weil Überschwemmungen durch Flüsse drohen oder das Grundwasser nach oben drückt. Mancherorts fallen Bahnverbindungen aus, Unterführungen werden gesperrt, Felder sind überflutet. In Passau, wo sich drei Flüsse treffen, gab es am Nachmittag erste Sperrungen in der Altstadt, wie die Stadt mitteilte.
Der Hauptteil der fürs Wochenende angekündigten Niederschläge in Bayern ist nach Erkenntnis der Hochwassernachrichtendienst bereits gefallen. Der Dauerregen habe im Südosten Bayerns die Wasserstände vom Isar-Einzugsgebiet bis zum Bayerischen Wald ansteigen lassen, an einigen Orten gebe es kleinere Ausuferungen.
Eine Warnung vor Überschwemmungen für bebaute Gebiete gab es bis zum Nachmittag zunächst nur für den Landkreis Cham im Osten des Freistaats und den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen im Süden. In den Hochlagen der Alpen sind dagegen Winterreifen und Schneeschieber gefragt - und das alles Mitte September.

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