Sylt: Video mit rassistischem Gegröle geht viral | Weiden24

Die Gaststätte „Pony“ im Zentrum von Kampen: „Hätten wir von dem Vorfall gewusst, hätten wir die betreffenden Gäste selbstverständlich des Hauses verwiesen.“ (Bild: Axel Heimken/dpa)
Die Gaststätte „Pony“ im Zentrum von Kampen: „Hätten wir von dem Vorfall gewusst, hätten wir die betreffenden Gäste selbstverständlich des Hauses verwiesen.“ (Bild: Axel Heimken/dpa)
Die Gaststätte „Pony“ im Zentrum von Kampen: „Hätten wir von dem Vorfall gewusst, hätten wir die betreffenden Gäste selbstverständlich des Hauses verwiesen.“ (Bild: Axel Heimken/dpa)
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Die Gaststätte „Pony“ im Zentrum von Kampen: „Hätten wir von dem Vorfall gewusst, hätten wir die betreffenden Gäste selbstverständlich des Hauses verwiesen.“ (Bild: Axel Heimken/dpa)

Sylt: Video mit rassistischem Gegröle geht viral

Es ist nicht das erst mal, dass zu dem Party-Hit „L’amour Toujours“ rassistisch gegrölt wird. Jetzt kursiert ein Video von Sylt, das bundesweit große Empörung auslöst. Der Staatsschutz ermittelt.

Auf Video aufgenommenes rassistisches Gegröle zum Party-Hit „L’amour Toujours“ von Gigi D'Agostino hat bundesweit Empörung ausgelöst. In der kurzen Sequenz, die in sozialen Medien verbreitet wurde, sind junge Menschen grölend vor einem Lokal zu sehen. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art mit dem Lied in Deutschland. Die Polizei ermittelt.

Das Lokal Pony im Sylter Nobel-Urlaubsort Kampen distanzierte sich in der Nacht von den Gästen und kündigte Konsequenzen an. In der nur wenige Sekunden langen Aufnahme, die seit Donnerstag in den sozialen Medien viral geht, grölen junge Männer und Frauen zur Melodie des Party-Hits „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Ein Mann scheint mit seinen Fingern auf der Oberlippe einen Hitlerbart anzudeuten. Die Betreiber des Lokals erklärten auf Instagram zu dem Video, sie seien „tief schockiert“. „Wir distanzieren uns von jeder Art von Rassismus und Diskriminierung.“

„Es gibt keinen Platz für Rassismus!!!“

„Hätten wir von dem Vorfall gewusst, hätten wir die betreffenden Gäste selbstverständlich des Hauses verwiesen. Es gibt keinen Platz für Rassismus!!!“, schrieben die Betreiber des Lokals auf Instagram. Jeder Gast unabhängig von der Ethnie sei herzlich willkommen. Die Betreffenden bekämen Hausverbot, hieß es. In einem weiteren Beitrag schrieben die Betreiber, sie hätten nun die Namen „dieser Nazis zugespielt“ bekommen. „Wir werden dieses widerliche Verhalten anzeigen und alle strafrechtlichen Möglichkeiten nutzen!!!“

Das Fachkommissariat für Staatsschutz hat wegen eines Videos mit rassistischem Gegröle Ermittlungen wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen aufgenommen. Das teilte die Polizei mit.

Der Vorfall ereignete sich nach ersten Erkenntnissen bereits am Pfingstwochenende. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Flensburg und der Polizei richten sich den Angaben zufolge zunächst gegen die Personen, „die auf dem Video offensichtlich die oben genannten Äußerungen mitsingen bzw. Kennzeichen tätigen“. Es sei aber nicht auszuschließen, dass weitere Tatverdächtige hinzukommen, die auf diesem Video nicht zu sehen seien. Ersten Hinweisen auf beteiligte Personen werde nachgegangen.

„Wer und wo sind diese Leute?“

Die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli schrieb in der Nacht auf Freitag auf der Plattform X: „„Deutschland den Deutschen. Ausländer raus. Ausländer raus.“ Ort: Sylt. Und sie fühlen sich so sicher.“ Der TV-Moderator Jan Böhmermann fragte: „Wer und wo sind diese Leute?“ Und die Moderatorin Dunja Hayali twitterte: „Mit Hitlerbärtchen und Schampus, aber ohne „Ausländer“. #Sylt. 2024.“

Mitglieder der schleswig-holsteinischen Landesregierung haben sich entsetzt geäußert. Schleswig-Holsteins Integrationsministerin Aminata Touré (Grüne) sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): „Das ist kein dummer Jungenstreich, sondern schlimmstes Nazi-Gegröle erwachsener Leute auf offener Bühne. Widerwärtig und ekelhaft. Schämen sollten sie sich! Jetzt müssen strafrechtliche Ermittlungen folgen.“

Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sagte: „Die Bilder dieser Party, auf der ausländerfeindliche Parolen gegrölt wurden, widern mich an“. Die Bilder seien „ein Zeichen von Wohlstandsverwahrlosung“. In Schleswig-Holstein sei kein Platz für Ausländerfeindlichkeit. „Ich freue mich, dass die Bar, in der diese Videos gemacht wurden, die Polizei bei den Ermittlungen unterstützt und den Grölenden Hausverbot erteilen will.“

„Das darf nicht folgenlos bleiben“

Die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Diese unverhohlene „Ausländer-raus-Stimmung” erleben wir auch in unserer Beratung, Menschen werden diskriminiert und herabgewürdigt.“ 

„Das ist blanker Rassismus, der sich immer weiter in alle Milieus und Altersgruppen hineinfräst und offen ausgelebt wird“, erklärte Ataman. „Die Bilder stammen offenbar nicht aus einer Nazikneipe, sondern einer Nobelbar in Sylt. Rassismus darf aber in Deutschland nie wieder zum Normalfall werden.“ Sie begrüßte die Aufnahme polizeilicher Ermittlungen. „Das darf nicht folgenlos bleiben.“Eine der an dem Gegröle beteiligten jungen Frauen mit Sonnenbrille im Haar und weißer Bluse hatte die Szene gefilmt. Die Umstehenden singen und wippen, haben Gläser mit Getränken in den Händen. An dem Gegröle scheint sich niemand zu stören.

Immer wieder rassistische Ausfälle zum Song „L’amour Toujours“

Es ist nicht das erste Mal, dass es im Zusammenhang mit dem Song „L’amour Toujours“ zu rassistischen Ausfällen gekommen ist. In Niederbayern ermittelte die Polizei nach einem möglichen Vorfall bei einem Faschingszug im Januar. Bei der Veranstaltung in Stulln (Landkreis Schwandorf) habe eine Gruppe von Zuschauern „Ausländer raus“ skandiert, als von einem Wagen das Lied von Gigi D'Agostino gespielt wurde, sagte ein Zeuge örtlichen Pressevertretern. Zuvor hatten ähnliche Vorfälle unter anderem in Landsberg am Lech in Oberbayern Ermittler auf den Plan gerufen. Dort sollen mehrere Menschen auf einem Zugwagen zu dem Lied ebenfalls „Ausländer raus“ skandiert haben. Die Polizei ermittelte wegen des Verdachts der Volksverhetzung und suchte nach Zeugen. Auch in Schleswig-Holstein nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf. Laut Polizei war dort am 17. Januar eine Anzeige eingegangen, nachdem in einer Diskothek zu dem Lied Besucher „Ausländer raus“ gesungen hätten. Der Vorfall soll sich am 7. Januar ereignet haben.

© dpa-infocom, dpa:240524-99-146042/15

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