LEO-Kolumne im Juni und Juli: Schluss mit dem Aufschieben | Weiden24

05.06.2024
Redakteurin Julia Hammer möchte nichts mehr aufschieben. (Bild:  Sara Neidhardt / devitaayu – stock.adobe.com)
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LEO-Kolumne im Juni und Juli: Schluss mit dem Aufschieben

Prokrastination. Ein Phänomen, das nahezu jeder kennt. Auch LEO-Autorin Julia Hammer. Liebend gerne schieben wir ungeliebte Aufgaben vor uns her und finden Ausreden dafür, warum gerade nicht der richtige Zeitpunkt für sie ist.

Dir geht es auch so? Doch auch, wenn die „Aufschieberitis“, wie sie oft genannt wird, kurzzeitig eine Erleichterung ist, setzt sie uns unter Druck. Es wird Zeit, daran etwas zu ändern.

Als ich vor einiger Zeit einen Artikel über Prokrastination gelesen habe, war ich sicher: Das betrifft mich nicht. Ich bin sehr strukturiert und bemüht, Aufgaben und To Dos zeitnah zu erledigen. Doch dann hat mich eine Zahl sprachlos gemacht: Rund 25 Prozent der Deutschen prokrastinieren mit unterschiedlich starker Ausprägung. Ich habe nachgedacht und gemerkt: Auch ich entspreche diesem Muster in manchen Fällen. Beginnen wir mit der Definition. Prokrastination beschreibt das Verhalten, wichtige Aufgaben immer wieder zu verschieben. Was wir stattdessen tun? Wir widmen uns unwichtigen Dingen. Surfen im Internet. Schauen einen Film. Rufen eine Freundin an – oder erledigen weniger anstrengende To Dos. Der Psychologe Dr. Piers Steel erklärt das Verhalten so: Es ist ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, darunter mangelnde Selbstdisziplin, Überforderung, Perfektionismus und Angst vorm Scheitern.

Die Auswirkung? Alleine den Gedanken an die belastende Aufgabe empfinden wir als so anstrengend, dass wir uns kurzfristig belohnen wollen – eben mit etwas, das uns glücklich macht. Natürlich ist das ein Widerspruch in sich, den auch ich kenne, denn das Problem löst sich nicht, sondern verzögert sich und wird dadurch oft größer. Nehmen wir das Beispiel Autoreparatur. Ich hatte einen Mini, den ich sehr geliebt habe. Mit steigendem Kilometerstand stiegen auch die Werkstattbesuche. Ein paar Monate Ruhe, dann leuchtete die nächste Warnleuchte. Irgendwann bin ich nicht mehr in die Werkstatt gefahren – auch, wenn ich es mir vorgenommen hatte. Warum? Ich war es leid und hatte Angst vor der nächsten Hiobsbotschaft. Ich habe immer wieder neue Gründe gefunden, um ihn nicht reparieren zu lassen. „Fehlende Zeit.“ „Ich brauche das Auto für die Arbeit.“ „So schlimm wird der Fehler nicht sein.“ Du kennst solche Pseudoargumente sicher auch. Die Folge: kapitaler Motorschaden. Ich habe es so lange vor mir hergeschoben, bis es zu spät war.

Auch bei meiner Steuererklärung neige ich zu prokrastinierendem Verhalten. Ich weiß, ich muss sie machen. Aber diese ganze Bürokratie … all meine Belege, all die Formulare. Ich kann mich gut an das letzte Mal erinnern, als ich mir fest vorgenommen habe, meine Erklärung zu machen – und stattdessen stundenlang meine Wohnung geputzt habe. Mein Gewissen war beruhigt, schließlich hatte ich ja trotzdem etwas Sinnvolles gemacht. Das Problem war aber nicht gelöst. Ich habe mich eine Woche später darum gekümmert. Eine Woche, in der es mir immer und immer wieder im Kopf herumgegeistert ist.

Vielleicht ist es bei dir ein überfälliger Vorsorgetermin beim Arzt, den du schon seit Monaten vor dir herschiebst. Ein unangenehmes Gespräch mit deinem Partner. Der Versuch, dein Glück in einem neuen Job zu finden. Prokrastination ist individuell. Doch eines ist gleich: Schieben wir zu viele wichtige Dinge vor uns her, löst das massiven Stress in uns aus. Die scheinbare Problemaufgabe entwickelt sich zu einem unbezwingbaren Monster – zumindest in unseren Gedanken.

Wie können wir diese Hürden überwinden und uns selbst dazu bringen, wichtige Aufgaben rechtzeitig zu erledigen? Ganz einfach. Wir sollten sie in kleine, handhabbare Schritte gliedern und nach und nach abarbeiten, denn so erscheint das Gesamtziel weniger erschreckend. Für die Steuererklärung könnte das bedeuten: Erst die Belege sortieren und einen Tag später die Formulare ausfüllen. Und wir sollten an unserem Zeitmanagement arbeiten. Ein fester Zeitplan kann Wunder bewirken. Ob das das Ende unserer Prokrastination ist? Sicher nicht. Aber es wird unser Leben leichter machen. Denn sind wir ehrlich: Das schönste Gefühl ist doch, wenn man eine Aufgabe erfolgreich erledigt hat und sie endlich abhaken kann.

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